Mit Martha im Schlepptau waren sie am frühen Abend in seine Wohnung zurückgekehrt. Draußen war es hell, obwohl die Sonne schon lange hinter den Bergen verschwunden war. Auf den Straßen sammelten sich schon die Leute. Ein buntes Volk wie es typisch war für die alte Handelsstadt. Cyrus‘ Wohnung befand sich im Seitenflügel der Burg der Schwarzmagier. Seine Fenster gingen auf eine Nebengasse hinaus, doch von hier aus konnte man recht gut erkennen, was sich auf dem Hauptplatz tat. Dort würde später der Fackelmarsch vorbeikommen, angeführt von den Magiern, dann den Gilden und dem ganzen Rest. Inzwischen wurde Musik gespielt, Gaukler jonglierten und spielten mit Feuer, Straßenhändler mit Bauchläden priesen ihre Waren an. Die Leute tummelten sich, standen in Gruppen oder gingen umher.
Cyrus lies das Fenster offen, der Lärm störte nicht, aber die frische Abendluft kühlte sein Arbeitszimmer, das recht stickig war von der Sommerhitze des Tages. Das Arbeitszimmer, wie er es nannte, war eigentlich das größte Zimmer seiner Wohnung. Hier war viel Platz. Ein riesiger Schreibtisch stand darin überfüllt mit Utensilien zum Schreiben, Federn, Papier, Messer, Tinte. Aber auch mit Büchern, aufgeschlagen, voll mit Lesezeichen, Eselsohren, in Stapeln, einzeln. Außerdem standen diverse kleinere Kisten mit allerlei Kram, wie Linealen, Werkzeug, Glaskolben, verkorkte Fläschchen, Knochen, Metallproben, Stoffresten, einem geschrumpften Affenkopf, Tonmedallions und, und, und, alles antiker Kram aus Ruinen und unterirdischen Gängen, alles Hinweise auf irgendwelche Besonderheiten und alten Geschichten. Natürlich standen auch Kerzen und Öllampen darauf und hingen darüber von der Decke, um für ausreichen Licht zu sorgen in der Nacht.
Der Raum beherbergte auch diverse Regale mit Büchern und noch mehr Zeug, eine bequeme Sitzecke mit einem breiten Sofa und drei Sesseln. Unweit stand ein Holzofen, denn im Winter wurde es bitterlich kalt. Auf dem Boden waren verschiedene Teppiche ausgebreitet, weiche, kurzhaarige, unterschiedlich gemusterte, Kissen lagen herum. An freien Stellen an der Wand hingen Gobelins, altertümliche Waffen, Karten und Lageskizzen. Neben der Eingangstür stapelten sich Kisten und Koffer für die Reise. Alles in allem war es trotz der Unordnung ein Zimmer, dass einen neugierig Blicken lies und einlud zum umherspazieren und betrachten der verschiedenen Exponate. Man fühlte, dass alles irgendwie einen Sinn hatte, gebraucht wurde und nicht einfach drappiert war.
Cyrus trat zu Martha, die es sich im Schneidersitz im Sessel bequem gemacht hatte, und zu Sagit. Beide stritten darüber ob Fackelzüge sinnvoll waren oder nicht. Letzterer fand das pathetische Zeremonien den Zusammenhalt und den Rückhalt in der Bevölkerung sicherten, aber auch frivol waren, weil sie niedere Instinkte bedienten. Martha stimmte insbesondere der Instinktsache zu und bestand darauf, dass unsere Urtriebe Raum zur Entfaltung bräuchten. Cyrus warf sich in den Sessel gegenüber von Martha und musste Lachen, auf eine irgendwie zufriedene Art und Weise.
„Komm doch wenigstens zum Einmarsch der Fackeln Sagit“, sagte er.
Sagit schüttelte seinen Kopf und wandte ein, dass man bei so viel Massen nicht weiß was passieren könnte. Er wollte keinen Schaden nehmen und überhaupt mochte er schon in der Kaiserstadt das ganze Trara und die vollen Plätze am Tage nicht.
„Geh du mit der liebreizenden Martha. Ich bleibe hier.“, entschied Sagit und fügte noch an: „Vielleicht lässt du es heute Nacht auch mit deinem Söldner sein?“
„Das ist kein Söldner“, entgegnete Cyrus, „den kann man anheuern und er hält einem den Rücken frei und hilft überhaupt bei allem.“
„Hm…“
„Hey, ich komme mit. Keiner wird dir heute Nacht ein Haar krümmen, ha ha“, warf Martha kämpferisch ein.
„Bei den Neun, auf keinen Fall Martha. Du sorgst nur für furiosen Ärger. Das kann ich nicht gebrauchen. Ich komme schon klar da unten.“
„Na dann“, Martha hob ihr Glas, „lasst uns für Nachschub sorgen und etwas zwischen die Kiemen wäre auch gut!“ Sie lachte ihr tiefes Lachen und sah Cyrus ermunternd an.
Cyrus rollte mit den Augen und erhob sich.