Kreuzwege 9

Kausi zögerte nicht lange. Die Situation hatte sich gewendet, aber er würde sich nicht abbringen lassen. Er zog sein langes Messer, trat blitzschnell an Martha heran und übernahm geschickt den Würgegriff seines Kumpanes, seine Klinge an ihre Kehle drückend. Deutlich war zu sehen, wie der Stahl sich in ihre Haut drückte, gerade noch so, dass sie nicht zerschnitt.

„Das geht mir jetzt tierisch auf den Sack“, stieß er hervor. Er ging mit Martha ein paar Schritte zurück, damit er Cyrus und den überraschend aufgetauchten Dunmer besser im Blick halten zu können.

„Du gibst mir jetzt das Gold“, rief er Cyrus zu und seinen Männern befahl er den Gullideckel zu öffnen. Sie mussten vorher schon alles vorbereitet haben, denn sie hatten gleich jeder einen Haken in der Hand und hoben einen schweren eisernen Deckel aus einer runden Öffnung im Boden unweit des Holzblockes. Es schepperte gewaltig, als sie ihn einfach fallen ließen. Dann standen sie wieder ihre Waffen gezogen in Angriffsstellung.

Cyrus zuckte zusammen. Als der Fremde aufgetaucht war, hatte er Hoffnung geschöpft, dass die Lage sich entspannen könnte. Dieser Mann mit seinem fleckigen und abgewetzten Gewand, welches aber deutlich zu seinem Schutz gefertigt worden war, hatte in einer ruhigen und überzeugenden Art gesprochen. Die aufkommende Unsicherheit bei den Banditen war spürbar gewesen. Aber jetzt war sie wieder verflogen und das Loch im Boden verhieß nichts Gutes. Das sie Martha als Faustpfand genommen hatten, lähmte ihn und seine Gedanken. Er riss den Beutel mit dem Gold unter seiner Robe frei und warf sie Kausi vor die Füße. Dann stand er da und versuchte sich irgendwie zu sammeln.

„Gut. Und jetzt springt da rein!“, Kausi deutete Cyrus und dem Fremden zum Gulli.

Cyrus schaute ihn konsterniert an: „Da unten ist die Kloake.“

„Kennste dich ja aus. Und mach schnell. Ich zähle jetzt bis drei und dann kannste deine Schlampe vergessen!“, Kausi wartete nicht und rief laut: „Eins!“

Cyrus schloß seine Augen und fokussierte seinen Kern.

„Rakela Meki…“, murmelte er.

„Zwei!“, schrie Kausi jetzt.

Cyrus wurde blass. Er sah zu Martha, sah ihre aufgerissenen Augen. Ohne weiter zu zögern trat er an den Gulli.

„Krümm ihr ein Haar und ich paralysiere dich bis in alle Ewigkeit.“

Dann lies er sich in das Loch hinab. Der Schacht war recht breit. Als er an den ausgestreckten Armen hing sah er nach unten, um zu erkennen wo er hineinfallen würde. Zu seiner Freude erkannte er direkt unter seinen Füßen einen breiten, feucht schimmernden Balken. Er brauchte nicht einmal zu fallen, aber als er darauf zum Stehen kam war es schon sehr wackelig.

„Jetzt du!“, hörte er Kausi rufen, das musste dem Fremden gegolten haben, dachte er sich. Sein Blick fiel auf etwas in der Wand. Es war eine Sprosse und darüber eine weitere. Er musste nicht lange überlegen, oben hörte er Stimmen. Diesen Augenblick musste er nutzen. Was er brauchte war Sichtkontakt, dann konnte er einen Zauber wirken. Nachdem er zwei Sprossen erklommen hatte sah er Kausi und Martha. Er zwang sich ruhig zu sein. Sein magischer Kern schwoll an, zumindest kam es ihm immer so vor, dann zeigte er mit einer Hand auf Kausi und ein Schwall unsichtbarer Energie strahlte in die Richtung.

Kausi erschlaffte und brach in sich zusammen. Das Messer fiel zu Boden. Seine Augen blickten starr mit eingefrorenem Entsetzen. Speichel lief aus seinen Mundwinkeln. Er röchelte seinen Protest heraus. Martha fiel auf ihn, geschickt rollte sie sich ab und hechtete beiseite auf die Füße springend. Sie hob ihre Fäuste und taxierte die Banditen.

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