Iareths Füße hatten ihn stetig und wie von selbst durch die Straßen Elinhirs geführt, während er, den Kopf gesenkt, den Tag Revue passieren ließ. Eine Unruhe hatte ihn erfasst, die er sich selber nicht erklären konnte. Es war, als ob eine Grundfeste seines Denkens plötzlich ins Wanken geraten wäre, als ob die Selbstverständlichkeit seines Lebens und seines gewählten Weges plötzlich nichts weiter als Schauspiel und Illusion wäre. Als seine Füße stoppten und der große, graue Bau seiner Unterkunft vor ihm aufragte, erschrak er beinahe, denn er konnte sich kaum an den Weg erinnern. Er wollte gerade eintreten, da rief eine Stimme nach ihm. „Oi, Iareth!“ Er sah sich um und entdeckte nicht weit entfernt drei Gestalten, die an einer Häuserwand saßen und offenbar zu ihm herüberschauten. Ihre Gesichter waren dunkel, bis auf einen leichten, orangenen Schimmer, aus dem Iareth schloss das sie rauchten. Alle drei hatten Flaschen in der Hand. Iareth trat näher und nun erkannte er einen von ihnen, es war Wolli, der Haushälter, der gelbzähnig grinste und ihn heran winkte. „Komm her, Junge,“ rief Wolli und klopfte auf den Boden neben sich, während er gleichzeitig die Flasche einladend schwenkte. Wolli war kaum älter als Iareth, allerdings ein Kaiserlicher und somit war er, im Gegensatz zu Iareth, ein alter Mann. „Wir haben gerade von dir gesprochen.“ Iareth erreichte die drei und erkannte nun Wollis Trinkgefährten, es waren ein ihm unbekannter Ork und zu seinem erstaunen, Volmyn.
„N’abend Iareth,“ sagte Volmyn, mit einem spöttischen Lächeln. Der Ork nickte ihm zu und trank aus seine Flasche. „Das hier ist… Do Loba… Do Bogo…“ Wolli schien schon betrunken und drückte Iareth seine Flasche in die Hand, während er versuchte den Ork vorzustellen. „Dulra Ulargan,“ brummte der Ork knapp. „Ah, ja, wusste das es was mit … Dings war,“ Wolli zog Iareth am Arm, dass dieser sich zu ihnen setzte.An jedem anderen Abend hätte Iareth diese Trinkgesellschaft gemieden, heute jedoch hatte ihn eine grimmige Rücksichtslosigkeit ergriffen, die selbst den Gedanken an seine morgige Arbeit erstickte. Er ließ sich nieder und trank aus der Flasche – es war scharfer Schnaps. „Grade hab ich gesagt was für ein guter Junge du bist,“ plauderte Wolli weiter und klopfte Iareth auf die Schulter. „Hab ich das nicht gerade gesagt?“ „Oh, ja,“ bestätigte Volmyn immer noch spöttisch, vielleicht weil Wolli redete, als sei Iareth ein junger Mann. „Und ich habe gesagt, dass es doch sonderbar ist, dass ein so edler Mer sich mit so bescheidener Arbeit abgibt,“ sprach Volmyn genüsslich weiter. Iareth fasste ihn scharf ins Auge, aber Wolli war der Spott in Volmyns Stimme offenbar entgangen. „Ja, bescheiden, ich sag es ja, großartig,“ faselte er und nahm Iareth die Flasche aus der Hand um selbst wieder zu trinken. Volmyn fuhr fort: „Mit so einem prachtvollen Schwert… da würde man doch Denken, dass er nicht nur einfache Ausbesserungsarbeiten machen würde.“ Er grinste nun unverhohlen. Der Ork, der Dulra Ulargan hieß, wie Iareth jetzt wusste, regte sich erstmals und sah Iareth an. „Ich…“ begann Iareth, doch Volmyn unterbrach ihn, „na ja, so ein Schwert ist eben auch eine hübsche Zierde.“ „Zierde!“ rief Wolli aus und zeigte auf Iareth, „du hattest doch mal diese schönen, kleinen Statuen, waren die aus Morrowind?“ „Ja,“ antwortete Iareth überrascht. „Die waren wirklich sehr schön und man konnte auch etwas rein füllen. Was war nochmal drin gewesen?“ „Asche,“ erwiderte Iareth leise. „Na, dass ist natürlich Quatsch, aber vielleicht könnte man seinen Mondzucker da drin verstecken, dachte ich mir. Hast du noch eine?“ „Nein, aber Volmyn vielleicht.“
„Aber sicher,“ sagte Volmyn, halb geschäftig, halb amüsiert, „vorzügliche Idee Wolli! Mondzucker, da ist bestimmt noch niemand drauf gekommen. Ich hab noch das ganze Lager voll, jede Menge Statuen, Bücher und Masken!“ Bei den letzten Worten sah er Iareth amüsiert an. Iareth blickte mir leeren Augen zurück, dann völlig unerwartet, erhob er sich.