Kreuzwege 36

Iareth hörte sich Zanodars Geschichte aufmerksam an, wenn auch der Wein und die Müdigkeit seinen Verstand träge machten. Der Khajiit schien, wie er selbst, ein Heimatloser zu sein. Iareth leerte die Flasche und stand leicht schwankend auf. „Ja, natürlich, ich kann dich gerne morgen früh mitnehmen. Ich weiß nicht genau wie es aussieht, aber ich glaube im Sommer wollen sie noch einiges fertig bekommen. Da kann man jede Hand gebrauchen.“ Er lächelte schwammig. „Dann sollten wir uns aber schleunigst schlafen legen, damit wir morgen einen einigermaßen guten Eindruck machen.“ Er lachte und klopfte dem Khajiit freundschaftlich auf die Schulter. Sie verabschiedeten sich und Iareth versprach erneut, Zanodar morgen mit zu seinem Arbeitgeber zu nehmen. Dann legten sich beide schlafen.

Iareth ging durch einen Korridor aus Sandstein. Die untergehende Sonne leuchtete durch die Bogenfenster und tauchte alles in dickes, gelbes Licht. Er wusste was ihn erwartete. Der Gang öffnete sich in eine Halle. Teppiche und Waffen hingen an den Wänden. In ihrer Mitte stand sein Meister, er trug eine goldgelbe Maske aus Knochen. Seine roten Augen blickten auf ihn herab. „Natürlich ist es nicht wahr. Nichts ist wahr.“

Der schwarze, glänzende Turm stand vor ihm, ein einsamer Dorn auf weitem Feld. Seine Brüder und Schwestern verließen sich auf ihn und er durfte sie nicht enttäuschen. Er sang während er die Wüste durchquerte, den Turm im Blick; sang eines der Lieder das sie immer sangen. „Das verstoßene Volk wird immer kämpfen.“ Er kletterte. Die Mauern des Turms waren glatt und kalt, das Schwert wog schwer auf seinem Rücken. Schon war er hoch über der Erde, um ihn segelten die Adler und kreischten wild. Er zog sich an einem Fenstersims hoch, da erschien ein Gesicht. Es war Martha, ihr Echsengesicht zu einem höhnischen Lachen verzogen. Sie stieß nach ihm und er verlor den Halt. Rücklinks fiel er in die Tiefe und schrie.

Iareth erwachte, sein Herz schlug sehr schnell. Die Wohnkaserne war dunkel und man hörte das rhythmische Atmen und Schnarchen der anderen. Das hohe Lachen seines Traums klang ihm noch in den Ohren. Er legte beide Hände aufs Gesicht und versuchte ruhig zu Atmen. Der Wein lähmte noch seine Glieder, aber seine Gedanken waren so klar wie schon lange nicht mehr.

Wenige Stunden später stand er auf. Der Schlafsaal erwachte langsam zum Leben. Er holte frisches Wasser und wusch sich ausgiebig, was wunder gegen seinen schmerzenden Kopf wirkte. Dann legte er erneut seine alten, dunmerischen Gewänder an, griff sein Schwert und nahm den letzten Laib Brot aus seiner Truhe. Er hatte schon fast die Halle durchquert, da fiel ihm ein was er Zanodar gestern versprochen hatte und er machte auf dem Absatz kehrt. Er schaute in die Schlafnische des Khajiit und Zanodar war bereits wach.

„Freund,“ sprach er ihn an, „wir sollten gleich aufbrechen, denn ich muss noch etwas erledigen bevor wir zu den Maurern gehen.“

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