„Mein Lieber,“ sagt Wolke, „du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir es ewig vor ihm geheim halten können. Ich bin sicher, er ahnt schon was hier vor sich geht und er ist sehr durcheinander.“
„Ach, du hast natürlich völlig recht meine Liebe, aber mit der Zeit wird auch er begreifen wie grundlegend und bedeutend unsere Bemühungen sind. Als ich euch erstmals von der Sache erzählte ward ihr doch auch skeptisch und jetzt trägt unsere Arbeit fabelhafte Früchte. Es geht voran und selbst Gawin findet gefallen daran.“
„Ach, Gawin,“ sagt Wolke und winkt ab, „der ist das geringste Problem.“ Er senkt die Stimme, „ich mache mir viel eher sorgen wegen…“ Er schaut sich verschwörerisch um. „Du weißt schon…“
„Sei Still! Nicht das es uns hört.“ Einen Moment herrscht Stille.
„Nun,“ sagt Wolke nervös, „solange wir Nils bei der Stange halten sollte alles gut gehen.“
„Vielleicht kann ich nochmal mit ihm reden. Er ist doch ein kluger Junge, er hat es einfach nur schwer gehabt.“ Wolke steht auf und gießt sich dunkle Flüssigkeit aus einer Keramikflasche in einen Becher. Er nimmt einen Schluck. „Trink nicht wieder so viel. Letztes mal hat das jede Menge Scherereien gemacht.“
„Das lag aber nicht an mir, das war Gawins schuld.“ Er nippt an dem Becher und seufzt.
„Ja, klar, ihr schafft es noch unsere ganze Arbeit zu sabotieren mit eurer Trinkerei.“
„Bitte, meine Liebe, niemandem ist die Arbeit wichtiger als mir.“
„Ich gehe jetzt schlafen.“
„Tu das und schau nochmal bei Nils rein. Ich glaube er hat Alpträume in letzter Zeit.“
„Vielleicht machen wir ihm morgen Haferschleim zum Frühstück, das mag er so gern.“
„Gute Idee,“
„Gute Nacht.“
„Schlaf gut.“
Wolke verfällt in schweigen, steht still da, sein Gesicht ist klar und konzentriert. Dann und wann streicht er sich über sein unrasiertes Kinn, trinkt einen Schluck, geht ein paar Schritte oder murmelt unverständliche Worte beim nachdenken.
***
Erst als Sagit den Tod des Ogers bezeugte, wich die Spannung aus Iareths Körper. Jetzt spürte er auch die Schmerzen in seiner Brust und auf seinem Rücken, von den Treffern die er eingesteckt hatte. Er befühlte vorsichtig seine Rippen, doch es schien nur eine Prellung zu sein. Notdürftig reinigte er sein Schwert vom Blut des Oger. Als sie durch die Höhle gingen fand er auch seine Schwertscheide, die zum Glück unbeschadet geblieben war. Wenige Minuten später standen sie schon wieder vor der Höhle und atmeten dankbar die frische Luft
„So viel Ärger und wofür?“ Fragte Iareth unzufrieden in die Luft. „Hätte uns dieser Mistsack von Oger nicht einfach sagen können, dass der Gang eingestürzt ist.“ Sagit lachte zittrig, auch seine Nerven hatten sich noch nicht ganz beruhigt. „Meinst du es hat Sinn weiter zu suchen? Ich glaube wir haben noch genug Zeit bis die Sonne untergeht.“ Sie machten sich abermals auf den Weg, ihre alte Route wieder aufnehmend und obwohl Iareth durch den Kampf etwas durcheinander war, vergaß er nicht einen Stofffetzen aufzuhängen, um ihren Weg zu markieren.