Schatzjäger 73

„Nach Elinhir?“, fragte Sagit und fuhr ohne eine Antwort abzuwarten fort, „Wir müssen erst einmal den Bestand aufnehmen, denke ich. Cyrus, jetzt sag doch etwas!“

Der drückte sich die Daumen in die Augen und schüttelte den Kopf: „Häh?“

Sagit hockte sich hin und befühlte rasch Cyrus‘ lockigen Schopf. Seine Haare fühlten sich drahtig an, aber nirgendwo war es verklebt oder geschwollen.

„Scheint, als hättest du keine Gehirnerschütterung. Das ist gut.“

„Was… Erschütterung?“

„Schon gut, mach dir keine Gedanken. Vielleicht solltest du dich hinlegen und ausruhen?“

„Ja, später.“

Sagit erhob sich seufzend und wandte sich an Iareth und Zanodar: „Also ich schlage vor wir durchsuchen die Halle hier oben. Wir brauchen den Siegelstein um in die Grabkammer zu gelangen. Zanodar schau doch auf dem Sarkophag nach, ob er noch da liegt. Vielleicht haben die Gestalten damit schon etwas geborgen. Wer weiß.“

Er wollte gerade losgehen, als ihm noch etwas einfiel: „Ja ich würde gerne… Schwertkämpfen bei dir lernen.“ Es war eher eine Frage, weil er sich immer noch nicht ganz sicher war, ob es gut für ihn war. Anpassung war nicht einfach.

Ohne eine Antwort von Iareth abzuwarten ging er seinem Blick nach und fand sich beim Lager der Totenbeschwörer wieder. Es war schäbig. Natürlich hatte er keine Betten und keinen Komfort erwartet. Obwohl, auf der anderen Seite, die wollten sich hier auf Dauer einnisten. Also? Faules Stroh? Wirklich? Diese Decke hier kam direkt aus der Kloake. Da drin leben nicht nur Milben, Wanzen, Flöhe und Pestilenz! Nein, jede mythologische Krankheits- und Verderbnisschleuder wäre stolz auf dieses Artefakt! Ich werde pathetisch, dachte Sagit und wandte sich ab, konzentriere dich auf die wesentlichen Dinge. Der Pavillon stank nach Exkrementen und war ein völliges durcheinander. Von einfach liegengelassenen Kleidungsstücken, über vertrocknete Speiseteller, bis zu faulenden Leichenteilen, drängte sich alles unter diesem Dach. Beinahe hätte Sagit die Truhe übersehen, die direkt an der mittleren Zeltstange stand. Begraben unter von erstarrten Flüssigkeiten getränkten Decken lugte die mit Metall beschlagene Ecke einer großen Kiste hervor. Er trat näher und schob mit seinem Fuß die verrotteten Lumpen beiseite. Dann kniete er sich hin und versuchte den Deckel zu lüften. Es knarrte, nicht im Scharnier, dafür aber in der Konstruktion des schon aus dem Leim gehenden Deckels. Er war schwer und Sagit brauchte einiges an Kraft, um ihn über seinen Schwerpunkt hinaus zu heben, dass er krachend überschlug.

„Ei, ei, ei.“

Cyrus starrte indessen Vater Fleisch an. Vor seinen Augen flimmerten Farbpunkte. Zu lange hatte er seine Daumen in die Augen gedrückt. Flüchtig tastete er über Fleischs lederne Jacke und seine gefesselten Hände.

„Zanodar, ich glaube es nicht, dass ich das jetzt sage, aber der Fingerring könnte dir helfen ein guter Taschendieb zu werden. Und die Jacke, nun… Iareth, hey wo bist du? Dieser Totenbeschwörer hier hat Geschmack an Verzauberungen. Nicht schlecht.“

„Lass die Finger von mir du hässliche Fratze!“, rief Vater Fleisch. Speichel tropfte ihm von der Zunge.

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