„Sie werden uns ein Klotz am Bein sein, aber nur bis zur Stadt“, stellte Cyrus fest.
„Das Land ist im Umbruch. Drei Missgestalten mehr oder weniger…“, gab Sagit zu bedenken.
„Das ist es ja, Sagit“, erwiderte Cyrus, „Noch mehr davon auf der Straße können wir nicht gebrauchen. Sollen sie im Kerker büßen für…“
Er führte nicht weiter aus, wofür die Gefangenen büßen würden müssen, sondern schickte Iareth und Zanodar los, um ihr Lager draußen im Wald abzubrechen und den Wagen zu holen. Sobald die Beiden losmarschiert waren, setzten Sagit und Cyrus sich draußen hin, um über das Buch zu sprechen. Der Tag war grau und kühl. Aber wenigstens gab es frische Luft zum Atmen, ganz im Gegensatz zur fast schon giftigen Atmosphäre in der Halle, wie Cyrus fand. Er befühlte das Leder des Bandes und untersuchte akribisch die Äußerlichkeiten. Das Leder war an den Rändern mit dickem gewachsten Zwirn vernäht. An einigen Stellen war es so brüchig das es sich von der noch intakten Naht gelöst hatte. Allerdings war es so steif, dass man keinen Finger, aber auch keinen flachen Gegenstand hätte hinein stecken können. Wie ein gefalteten Zettel beispielsweise. Nur falls jemand hätte etwas verstecken wollen. Es gab keine Einprägungen, keine Titel, keine Verzierungen oder Symbole. Ein schlichtes Buch in einem recht handlichen Format. Vielleicht etwas dicker als gewöhnlich, aber nicht bemerkenswert. Er klappte es auf und strich es glatt. Es ging schwer, aber einmal offen blieb es so, nicht wie Bücher, die selten geöffnet wurden und die sich wieder zusammenzogen. Hier draußen konnte er den typischen Geruch von vergilbtem Papier spüren, aber es war auch windstill. Zügig blätterte er ein paar Seiten um und lies den Schreibstil, die Art der Zeichnungen, die Gebrauchsspuren auf sich wirken. Dann fuhr er vorsichtig mit der Hand unter die letzte Seite und schlug den gebundenen Stapel um, so dass das Artefakt zum Vorschein kam.
„Interessant! Wie seltsam… Was enthält es?“
Sagit kniete sich vor das Buch und öffnete das Etui mit beiden Daumen. Es schien sich erst zu widersetzen, gab aber schnell nach und klappte dann von ganz alleine auf.
„Hm.“
„Berühre es.“
„Wie poliertes Malachit, nur besser.“
Sagit lächelte und nickte zustimmend.
„Oh du weißt mehr darüber, mein Freund. Ich sehe es dir an.“
„Cyrus! Damit werden wir sie berühren können!“
„Berühren? Sag bloß…“
„Du wirst noch staunen. Das verspreche ich dir. Es macht sogar Spaß, edler Mann.“
„Wie meinen?“
„Ja Freund, es ist, wie als wäre man ein Puppenspieler. Nur mit ganz großen Puppen“, er versuchte anzudeuten wie groß, „Nach meiner Meinung, wird uns das Geschriebene sagen, wo wir ein paar Puppen finden werden. Ich hoffen, wir sind im Stande es zu entziffern. Da zähle ich auf dich Cyrus.“
„Hochelfisch, wahrscheinlich zweite oder dritte Ära.“
„Die Schatulle ist in diesem Zustand tot. Das ist die schlechte Nachricht. Um es zu erwecken werde ich einen Umweg machen müssen.“
„Natürlich Sagit. Nimm dir Hilfe mit.“
„Das mache ich.“
Sie erhoben sich und gingen zurück in die Halle, um nach den Gefangenen zu schauen. Bald kamen Iareth und Zanodar mit dem Wagen zurück. Sie verstauten den Sack mit der Beute und setzten die Bande Totenbeschwörer ganz hinten in den Wagen. Das ging nicht ohne Fluchen, Zetern und Gewaltandrohung, aber am Ende waren sie soweit und Iareth ließ die Peitsche knallen. Das Gespann setzte sich in Bewegung. Es war früher Nachmittag und sie wollten so nah wie möglich an Elinhir kommen ehe die Nacht sie einholte.