Schatzjäger 81

Durch den Ruck wurde Sagit nach vorne geworfen. Reflexartig federte er zurück und stieß sich den Hinterkopf an der Seitenplanke des Wagens. Eigentlich hätte er Zanodar antworten wollen, dass er seinen Anteil am liebsten in ein Museum bringen würde, wenn es denn Anteile geben würde. So rieb er sich den Schopf und verzog sein Gesicht in Schmerzen.

„Autsch“, stieß er hervor und folgte Zanodars Blick an Cyrus und Iareth, am gewaltigen Hintern des Gauls und seinem prachtvollen Kopf mit den abstehenden Ohren vorbei auf den Weg vor ihnen.

Cyrus hatte sich inzwischen vom Kutschbock erhoben und musterte den Mann. Er schien ein Landsmann zu sein. Vielleicht nicht ein hiesiger aus den Bergen, eher einer aus der Hauptstadt oder von der Küste. Sein Haar war besonders dunkel und sein Gesicht von der Sonne und den Winden des Südens gegerbt. Obwohl er nicht alt auf ihn wirkte. Jedenfalls war er von athletischer Statur, nicht allzu groß, aber deutlich länger als der gewöhnliche Hammerfeller. Die Bekleidung des Mannes weckte Cyrus‘ Neugier. Insbesondere seine steife Lederhose, die er unter dem langen Filzmantel trug. Lässig hatte er den Mantel geöffnet und hinter die im Gürtel steckenden Daumen geschlagen. Seine Lederhose war steif, die Hosenbeine gerade Röhren und nach jahrelanger Dienstzeit war sie ordentlich abgewetzt. Die Knie waren verstärkt durch mehrere Lagen, wie Schindeln übereinandergelegte Stücken, auch aus Leder. An den Seiten, im Bereich des Beckens, war sie mehrfach geflickt und das rechte Bein war über den Waden aus einem anderen Stück neu angenäht worden. Der Mann hatte außerdem einen ausgewaschenen ehemals roten Wollschal um den Hals gewickelt.

„Was will der Geselle da?“, fragte Sagit, der sich inzwischen vor zu Cyrus gedrängelt hatte.

„Weiß ich nicht“, erwiderte Cyrus, „Hab‘ nicht mal gesehen, wie der plötzlich aufgetaucht ist.“

„Guck, der Schal. Hat der Gesell‘ ihn elegant, um seinen Hals geschlungen?“

„Vielleicht aus gesundheitlichen Gründen“, Cyrus grinste, „Die Hose macht mich misstrauisch.“

„Wetzt er Messer damit oder rutscht er den Hang auf ihnen runter?“

„Schaut drein wie ein geschnitzter Holztotem in Orsinium.“

„Ja und so hinterwäldlerisch“, er schlug Cyrus auf die Schulter und lachte.

„Ist dem seine Schafherde durchgebrannt?“

„Hat er Klopapier vergessen?“

„Ist ihm eingefallen, dass er heute Hochzeitstag hat.“

„Hat er kapiert, dass er seinen Gaul hat zu Hause stehen lassen?“

„Der war gut“, wieherte Cyrus. Ein paar Augenblicke später fing er sich und wandte sich an den reglosen Mann: „Guter Mensch, lass dich grüßen. Willst du nach Elinhir?“

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