Hausaufgaben 8

Iareth erwachte und das erste was er spürte war Schmerz. Das zweite was er empfand war Überraschung, als er das Bewusstsein verloren hatte, hatte er nicht damit gerechnet wieder zu erwachen, schon gar nicht auf einem leidlich bequemen Bett. Er blickte an die hölzerne Decke einer kleinen Hütte, es war warm und roch nach Schnaps und Kräuter. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Offenbar war er in einer Art Jagdhütte, es gab einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, einen primitiven Kaminofen, viele Felle an den Wänden und einen Schrank. Er versuchte sich aufzurichten, doch seine Schulter schmerzte furchtbar, er sah an sich herunter und bemerkte, dass er verbunden worden war. Sein Hemd war aufgerissen und seine Schulter einigermaßen geflickt. Die Tür ging auf und Iareth zuckte leicht zusammen, was seiner Schulter nicht eben gut tat. Dort stand ein gewaltiger Mann, mindestens zwei Meter groß und breit wie ein Bär. Er trug einen toten Fasan in der Hand und musste den Kopf einziehen um duch die Tür zu passen. Er bemerkte nicht, dass Iareth wach war und legte den Fasan auf den Tisch, dann zog er ein Messer und wollte sich offenbar daran machen das Tier auszuweiden.

„Wer bist du?“ War alles was Iareth mit heiserer Stimme hervor brachte. Der Mann wirbelte herum und sah mit wildem Blick zu Iareth herab. Seine Augen waren hellbraun und sein dunkles Haar und seinen Bart hatte er mit metallenen Ringen gebändigt. „Willst wohl doch noch ein bisschen Leben, was?“ Erwiederte der Riese mit rauer Stimme und ohne auf Iareths frage einzugehen. Er grinste schief und wandte sich wieder dem Fasan zu. „Hast ganz schön lange geschlafen, dachte schon die guten Kräuter waren umsonst.“ Iareth starrte auf den großen Rücken, der in einer Art gepolstertem Waffenrock steckte und dessen Besitzer jetzt fortfuhr den Fasan von seinen Federn zu befreien. „Ich bin Halvar und dein verdammter Wohltäter.“ Er sagte es so, als ob er keinen Dank erwartete. „Du, du hast mich gefunden?“ Fragte Iareth vorsichtig, obwohl er die Antwort schon wusste. „Dumme Frage,“ kam es auch prompt zurück. „Konntest ja kaum noch atmen, wie sollste da laufen? Obwohl du nicht schlecht weit gekommen bist, muss man schon sagen.“ Der Fasan war nun seiner Federn entledigt und wurde am Bauch aufgeschlitzt. „Äh, danke sehr?“ Sagte Iareth unsicher, sein Gastgeber grunzte und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand die das Messer hielt, wobei Blut in Iareths Richtung spritzte. Langsam kamen Iareths Erinnerungen zurück, er war in den Wald gelaufen und hatte sich versteckt. Dann hatte er die Banditen beobachtet, wie sie Zanodar wegschleppten und versucht sie zu verfolgen. Dabei hatten ihn wohl seine Kräfte verlassen. „Hast du die anderen auch gesehen?“ Der Riese drehte sich um, in der Hand hielt er einige Fasaninnereien. „Ich hab Spuren gesehen. Vorallem auf der Straße, gab wohl ne ordentliche Keilerei, was? Sind ’n paar abgekrazt. Brennender Wagen und so. Bin deiner Blutspur nach, da lagst du dann am Ende. Hast wohl wen verfolgt, wie?“ „Ja,“ sagte Iareth verdrossen, „hat aber nichts genutzt.“ „Nich für die Kräuterhändler,“ stimmte der Riese zu. „Ich kannte die, weißte? Gute Leute. Verdammte Wegelagerer. Dachte erst du wärest einer von denen, hätte dich beiner erledigt, aber dann hab ich gedacht du siehst doch nich so aus. Du bist doch kein Wegelagerer?“ Der Mann drehte sich wieder zu Iareth um und richtete das Messer drohend auf ihn. „Nein,“ beeilte sich Iareth zu versichern. Der Riese sah ihn noch eine Weile misstrauisch an, dann wandte er sich wieder dem Fasan zu. „Ja, ja, dachte ich mir schon, du hast die verfolgt, hab ich an den Spuren gesehen.“ „Ja,“ sagte Iareth und dann, „sag, meine Freunde, hast du etwas von denen gesehen?“ „Die Kräuterleute?“ „Nein, nicht die.“ „Mhh, da ist noch ein Wagen weggefahren, ziemlich demoliert aber. Vielleicht haben sie die laufen lassen? Hab jedenfalls nur drei Leichen gesehen, zwei waren von den Kräuterleuten und ein verflixter Bandit, hoffe den hast du erledigt, dann bereu ichs nicht deine Haut gerettet zu haben.“ „Ja,“ sagte Iareth und entspannte sich ein wenig, er war davon ausgegangen das Cyrus und Sagit nicht überlebt hatten. „Ist, ist das deine Hütte hier?“ Halvar drehte sich abermals um und sah Iareth verschmitzt an, während der offenbar fertig ausgenommene Fasan in seiner Pranke baumelte. „Nee, hab ich zufällig gefunden, irgend ne Jägerhütte.“ Er ging hinüber zum Ofen und begann den Fasan grob zuzubereiten. „Gibt gleich was zu essen.“ „Oh, äh, für mich?“ Fragte Iareth, der plötzlich merkte wie hungrig er war. „Klar, für wen sonst? So ’n Fasan reicht ja nich mal für mich allein. Ich hab schon gegessen.“

Iareth entspannte sich nun ganz und lehnte sich zurück in die Kissen. Er konnte jetzt nichts tun, so verletzt wie er war und seine Freunde waren alle noch am Leben. Er ließ den Blick abermals durch den Raum schweifen. Neben seinem Bett auf einem Hocker lag seine Maske und im Schatten neben der Tür lehnte sein Säbel, friedlich verborgen in seiner blauen Scheide, so als wäre nichts geschehen.

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