„Überleg‘ doch mal. Wir sammeln den Zanodar bei Elinhir ein, als er offensichtlich auf der Flucht ist“, begann Cyrus zu erklären, während er hinter Iareth und Halvar den schmalen Weg durch den Wald entlanglief. Sie hatten sich entschlossen gleich aufzubrechen, obwohl Cyrus protestiert hatte, da er sich nicht vorstellen konnte, wie Iareth in seinem geschwächten Zustand eine längere Strecke laufen konnte, noch dazu in den Bergen, wo es ständig steil hoch oder runter ging. Aber die Spuren der Banditen, die mit Zanodar von der Stelle des Überfalls weg führten, wurden von Tag zu Tag schwächer. Je länger sie zögerten, desto schwieriger würde es werden ihnen zu folgen. Sie hatten sich gestärkt und Proviant eingepackt. Dann hatten sie sich bereit gemacht, Ausrüstung und Gepäck angelegt. Schließlich waren sie in mäßigem Tempo losmarschiert, aus Rücksicht auf Iareth.
„Was hatte er noch mal gesagt, warum er weggerannt ist?“, fuhr Cyrus fort und antwortete selber, „Die Riesenskorpione. Aber ich meine noch zu hören, wie er mir später sagte, dass es da Leute in Elinhir geben würde… Na ja, dann tauchen da acht Leute auf, um den Kater mitzunehmen. Woher wussten sie, dass wir aus der Richtung kommen? Woher wussten sie, dass Zanodar bei uns war? Ich habe unsere Expedition nicht an die große Glocke gehangen. Und das wir Zanodar aufgelesen haben, war Zufall“, Cyrus stolperte über eine Wurzel, aber er ließ sich nicht aus seinem Gedankengang reißen, „Ich frage mich auch, wenn Zanodar so wichtig ist, dass man eine Armee schicken muss, um ihn lebend zu einem Bestimmungsort zu eskortieren, muss er ein ziemlich großes Tier sein, und ich meine das im übertragenen Sinn. Aber auf mich hat er nicht so gewirkt, als wäre er jemand mit hohem Rang, oder? Er ist doch auf eigene Faust unterwegs.“
Er schwieg ein paar Schritte lang, als sie sich den mäandernden Pfad steil bergauf mühten. Schließlich kam er zu dem Schluss: „Es würde mich nicht wundern, wenn uns unsere Suche nach Elinhir führen wird.“
Den restlichen Abschnitt hoch zum Grat, der das Tal trennte, sagte keiner ein Wort. Zu beschwerlich war der Aufstieg. Oben angelangt verschnauften sie. Iareth war etwas blasser geworden und seine Stirn war nass vor Schweiß, aber er winkte ab, als sie vorschlugen länger Rast zu machen. Sie setzten ihren Weg fort.
„Riesenskorpione bei Elinhir? Hab‘ ich ja noch nie gehört“, wunderte sich Halvar.
„Doch! Mein Großvater hat solche Geschichten erzählt. Manchmal kommt es vor, dass sie aus der Wüste bis hier hoch kommen. Selten, sehr selten.“, erwiderte Cyrus.
Auch der Nachmittag war grau geblieben. Eine dichte Wolkendecke bedeckte den gesamten Himmel. Wenigstens war es trocken und es sah nicht so aus, als würde sich das ändern. Sie liefen vielleicht eine Stunde, als sie endlich auf die Stelle stießen, wo Halvar Iareth gefunden hatte. Es war offenes und abschüssiges Gelände. Ein Trampelpfad schmiegte sich an den Hang und folgte einigermaßen horizontal die unebene Bergflanke entlang. Der große Mann hockte sich hin und musterte den Boden. Lange saß er still. Nur sein Kopf drehte sich rechts und links, dass seine Augen alle möglichen Stellen in der Umgebung betrachten konnten. Einmal schaute er sogar zum Himmel.
„Soweit sind wir auf der ersten Suche nach dir nicht gekommen Iareth…“, sagte Cyrus.
„Da lang“, unterbrach ihn Halvar, winkte und stand auf.