Hausaufgaben 26

Das große Tor zur Unterstadt bestand nur noch aus den beiden Stümpfen der Pfeiler, die einst den Straßenüberspannenden Bogen der inneren Stadtmauer getragen haben. Die Stadtmauer existierte schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht vollständig. Teile von ihr fand man noch an einigen Stellen, vornehmlich als Hauswand oder in den Fundamenten. Nur die äußere Stadtmauer war teilweise intakt. Das Stück am Sumpf war das längste und das hatte überlebt, weil es die untere Stadt vor dem absacken in denselben schützte und deswegen regelmäßig gewartet wurde. Seit Jahrhunderten wurde der Wiederaufbau diskutiert und immer wieder verworfen, weil andere aktuellere Probleme immer akuter waren. So blieb Elinhir ungeschützt. Die Stadt konnte sich nur auf seine natürliche Lage im Gebirge verlassen und dass nur eine einzige Straße durch die Berge zu ihr führte, die man leicht verteidigen konnte, wenn Mittel und Verteidiger vorhanden waren. Bisher war dies noch nicht nötig gewesen.

Sagit saß auf einem alten Sims am Pfeiler des Tores und beobachtete interessiert die Vorbeigehenden. Am Abend herrschte reges Treiben. Alle die in der Innenstadt arbeiteten oder Dienste verrichteten gingen zügigen Schrittes nach Hause in die äußeren Bezirke. Andere wollten noch Besorgungen machen und drängelten sich vorbei zu den Händlern am Altmarkt oder zur Bogengasse. Er fragte sich, wie die Leute hier wohl lebten. Wie waren ihre Wohnungen beschaffen? Mussten sie sich mit der ganzen Familie auf engem Raum tummeln? Er sah, dass selbst die Ärmsten ihre Kleidung pflegten. Also verdiente man hier mehr, als man zum nackten Überleben brauchte. Überhaupt fand er keinen, wo er rundheraus sagen konnte, dass dieser oder jene besitzlos waren. Bettler hatte er bisher nur einen gesehen. Ein bärtiger mit zahnlosem Mund, der jedem Zoten erzählte und dabei dreckig lachte. Die Stadt schien geschäftig zu sein und einigermaßen wohlhabend.

Inzwischen ging es deutlich auf den Abend zu. Sagit hoffte, dass er nicht all zu lange warten musste bis Iareth und Zanodar auftauchten. Cyrus hatte etwas von Abendgebet und Tempel erwähnt, aber konkreter war er nicht geworden. Hier am unteren Tor war auch kein Tempel zu sehen. Jedenfalls war hier kein Gebäude, dass offen zu erkennen gab, dass es kultischen Zwecken diente. Einerseits war es befreiend ohne Zeitmaß zu leben, fand er, aber auf der anderen Seite, war es auch Verschwendung. Und Zeit zu vergeuden konnte er sich nicht erlauben. Er überlies sich den Umständen und wartete weiter auf die Rufe zum Gebet, auf den Abend, auf den rotäugigen Dunmer und den pelzigen Khajiiten.

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