Bronzesoldaten 9

Sie gingen durch das Tor im mittleren Turm. Die beiden anderen hatten überhaupt keine Eingänge nur schmale Scharten rundherum. Der Eingang war zerstört. Es war einfach eine großes Loch in der Mauer. Eine breite Treppe führte hinab unter die Erde. Anfangs waren ihre Stufen bedeckt mit Geröll und Kies von draußen. Sie mussten aufpassen und vorsichtig auftreten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Später blieben nur noch die glatten und flachen Trittflächen. Allerdings wurde es auch schnell dunkel je weiter sie hinabstiegen und man konnte nicht viele Details ausmachen. Ein kalter Hauch dunstiger Luft empfing sie und schickte ein Frösteln auf ihre Haut. Selbst unter der Kleidung. Sagit hatte im Bauernhaus mit Erlaubnis des alten Mannes eine Lampe, als Ersatz für ihre zerstörte mitgenommen. Das Tageslicht war verschwunden nachdem sie der Treppe in einem weiten Bogen gefolgt waren. Jetzt entzündete er sie und ihr Widerschein von den Wänden erhellte die Umgebung erstaunlich gut. Bis sie in eine Halle kamen und das schwache Licht sich in der Weite verlor. Irgendwo tropfte es mit langen Abständen in eine Ansammlung von Flüssigkeit hinein. Die Steinplatten waren das einzige was gut erkennbar war, nahtlos verlegte helle und dunkle Platten im Schachbrettmuster, der Rest war nicht einmal erahnbar. Sie tasteten sich buchstäblich voran. Selbst Tong trippelte immer innerhalb des Lichtkreises. Manchmal schien etwas zu zischen, manchmal hörte es sich nach einem Flattern an. Vielleicht Fledermäuse, die ihr Spiel mit ihren Sinnen trieben. Vielleicht etwas undenkbares. Sie schlichen immer weiter. Je länger es dauerte, desto übertriebener ihre Vorsicht. Dann schälte sich langsam eine Wand aus der Dunkelheit. Sie bestand aus Metallplatten unterteilt von messingfarbenen Bändern. Ohne zu zögern, aber auch ohne besonderen Grund folgten sie ihr nach rechts bis sie nach zwanzig Schritten auf eine gewaltige armlange Türangel stießen. Gleich daneben befand sich eine rechteckige Öffnung in der Wand an die sich ein Gang anschloss. Sagit untersuchte sie. In der Decke war ein Schlitz, die Bodenplatten setzten sich einfach fort. Die linke Seite war glatt und in der Rechten schienen weitere Öffnungen zu sein, dort gingen weitere Gänge ab oder es befanden sich Räume dahinter.

„Vielleicht können wir das Tor umgehen“, sagte Sagit mit normaler Stimme und hielt inne. Er hatte flüstern wollen, aber unwillkürlich waren ihm die Worte in vollem Ton aus dem Mund gesprungen. Iareth nickte und sie traten ein. Die Dwemerspinne flitzte davon und trug ihr rotes Licht voraus. Nach einigen Schritten stolperte Sagit an einer Kante. Im letzten Augenblick konnte er sich an der Wand abfangen, sonst wäre er flach hingefallen. Gleichzeitig rasselte es hinter ihnen ohrenbetäubend laut und ein Gitter knallte glockenhell auf den Stein.

„Ich habe den Rückweg abgeschnitten“, bemerkte Sagit. Er wollte weitersprechen, aber Iareth zupfte ihm am Arm und bedeutete ihm still zu sein. Hinter den anderen Öffnungen im Gang waren Geräusche zu hören. Es klang nach schweren schlurfenden Schritten. Da war ein markerschütterndes Stöhnen zu hören und dort ein tiefes Ächzen. Unartikulierte Laute kamen aus verschiedenen Quellen.

„Was ist das?“, jetzt flüsterte Sagit.

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